Aliens doch nicht gefunden: James-Webb-Teleskop lieferte falschen Alarm

Die Nachricht ging um die Welt und sorgte für elektrisierende Aufregung. Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hatte in der Atmosphäre des Exoplaneten K2-18 b ein Molekül namens Dimethylsulfid (DMS) aufgespürt. Auf der Erde wäre die Sache damit klar: DMS wird fast ausschließlich von Lebewesen wie marinem Plankton produziert. Auch t3n hatte berichtet.
Doch die Hoffnung auf eine der fundamentalsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte hat nun einen erheblichen Dämpfer erhalten. Eine neue Analyse der Daten legt nahe, dass es sich bei dem Signal wahrscheinlich doch eher nicht um eine von Aliens produzierte Biosignatur handelt. Stattdessen könnte es sich um simples Ethan handeln.
Vom Lebenszeichen zum schnöden Gas
Die ursprüngliche Entdeckung gelang einem Team von Forscher:innen der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich. Wie Scitechdaily berichtete, war die statistische Signifikanz des Funds zwar vielversprechend, aber noch nicht endgültig. In der Wissenschaft gilt eine Entdeckung erst ab einer „Fünf-Sigma-Schwelle“ als bewiesen, die ursprüngliche Analyse erreichte lediglich drei Sigma.
Doch was bedeutet das genau? „Drei Sigma“ entspricht einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1 zu 370, dass das gemessene Signal reiner Zufall ist – gut genug für ein starkes Indiz, aber nicht für eine offizielle Entdeckung. Dafür braucht es den Goldstandard von „fünf Sigma“, bei dem die Chance auf einen statistischen Irrtum nur noch bei verschwindend geringen 1 zu 3,5 Millionen liegt.
Genau hier setzten andere Wissenschaftler:innen an. Ein Team der Universität von Chicago im US-Bundesstaat Illinois hat die Daten einer erneuten, gründlichen Prüfung unterzogen. Laut ihrer Veröffentlichung auf der Preprint-Plattform Arxiv gibt es für das Vorhandensein von DMS keine ausreichenden Beweise. Das Signal, das das JWST eingefangen hat, passe ebenso gut zu Ethan – einem Kohlenwasserstoff, der in den Atmosphären von Gasplaneten häufig vorkommt und kein Indiz für Leben ist.
Gesunde Skepsis: So funktioniert Wissenschaft
Dieser wissenschaftliche Disput ist keineswegs ein Scheitern des mehrere Milliarden Dollar teuren James-Webb-Teleskops. Im Gegenteil: Er ist ein Paradebeispiel für den wissenschaftlichen Prozess der Selbstkorrektur. Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise, und die wissenschaftliche Gemeinschaft prüft diese Beweise mit gesunder Skepsis.
Die Neubewertung, über die auch Scitechdaily in einem Folgeartikel schreibt, stellt klar, dass einfachere Erklärungen ausgeschlossen werden müssen, bevor man auf exotische Moleküle schließt. Solange die Daten sowohl auf das gewöhnliche Ethan als auch auf das außergewöhnliche DMS passen, neigt man in der Wissenschaft zur plausibleren und weniger spektakulären Erklärung.
Die Suche nach Leben im All geht aber weiter. Das JWST hat seine Leistungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt und wird noch viele weitere Exoplaneten untersuchen. K2-18 b hat uns vor allem eine wichtige Lektion erteilt: Wissenschaft ist kein Sprint, sondern ein Marathon der präzisen Analyse und der kritischen Überprüfung.